Erleben Sie die ganze Geschichte und erfahren Sie, was sie allen Frauen rät.
Tina war erst 40 Jahre alt, als sie nach einem selbst ertasteten Knoten die Diagnose erhielt - obwohl es in ihrer Familie keine Vorerkrankungen gab. Heute nach der OP, 8 Chemotherapien und 19 Bestrahlungen ist ihr Ziel, das Rückfallrisiko zu reduzieren. In diesem Video berichtet sie, wie sie mit der Situation umgeht und welche wertvollen Tipps sie teilen will.
Tinas Geschichte ist kein Einzelfall.
Jede achte Frau in Österreich erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an Brustkrebs.1,2 Und viele beschäftigen Fragen zum Rückfallrisiko. Darum haben wir hier für Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zusammengefasst.
Rückfallrisiko bei hormonabhängigem Brustkrebs:
Was Sie wissen sollten, und wie Sie handeln können:
Die Diagnose Brustkrebs verändert das Leben der Betroffenen von einem Augenblick auf den anderen. Sie bringt große Unsicherheit, viele Fragen und Ängste mit sich und das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Doch die Fortschritte in der modernen Medizin geben Grund zur Hoffnung:
Besonders beim hormonabhängigen, HER2-negativen Brustkrebs – der häufigsten Form dieser Erkrankung – haben Operation, Chemotherapie (wenn überhaupt noch notwendig), Bestrahlung und Antihormontherapie (AHT) die Heilungschancen deutlich verbessert.3 Dennoch bleibt auch nach einer erfolgreichen Primärtherapie für einige Frauen ein Risiko für Rückfälle bestehen. Dieses Rückfallrisiko variiert je nach individuellen Faktoren wie z.B. Tumorgröße, Lymphknotenbefall oder Hormonrezeptor-Status.4 Bei Brustkrebs kann es auch nach 10 oder 20 Jahren zu einem Rezidiv kommen. Daher ist bei Frauen mit Brustkrebs die Nachsorge besonders wichtig.5 Die Früherkennung hat einen positiven Einfluss auf das Überleben.6 Spezialisierte Behandlung in zertifizierten Brustkrebszentren, moderne Therapiemöglichkeiten und ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Arzt sind wichtige Bausteine, um das Rückfallrisiko zu minimieren und Ihre Lebensqualität langfristig zu sichern.


Warum besteht ein Rückfallrisiko trotz erfolgreicher Primärtherapie?
Die Primärtherapie zielt darauf ab, den Tumor vollständig zu entfernen und möglichst alle Tumorzellen zu zerstören. Doch in einigen Fällen können einzelne Krebszellen im Körper verbleiben, die zunächst unbemerkt schlummern und erst Jahre später wieder aktiv werden.
Dafür gibt es mehrere Gründe z.B.:
- Dornröschenschlaf der Tumorzellen (Tumor cell dormancy): Manche Tumorzellen haben die Eigenschaft, dass sie in einem schlafenden Zustand bleiben und sich nicht teilen. Wenn sich die Tumorzellen nicht in Teilung befinden, können sie den systemischen Therapien entkommen und Jahre oder sogar Jahrzehnte später aufwachen und aktiv werden.7
- Resistenzmechanismen gegen die Therapien: Tumorzellen sind sehr anpassungsfähig und können sich gegen Therapien „wehren“. Das Thema ist sehr komplex, weil es zahlreiche Wege und Möglichkeiten gibt, wie Tumorzellen eine Resistenz gegen die Antihormontherapie entwickeln können.8
- Aktivierung alternativer Signalwege: Tumorzellen können unter Umständen auch alternative Signalübertragungswege (pathways) und dadurch alternative Wachstumsreize nützen und brauchen das Östrogen nicht mehr, um zu wachsen.9
- Viel häufiger sind Mutationen im ESR1-Gen, welches den Östrogenrezeptor codiert, die dazu führen, dass dieser Rezeptor dauerhaft aktiviert bleibt, unabhängig davon, ob Östrogen vorhanden ist oder nicht.10
Trotz der beschriebenen Resistenzmechanismen bleibt die Antihormontherapie ein zentraler Bestandteil der Behandlung von hormonabhängigem Brustkrebs, da sie nachweislich das Rückfallrisiko deutlich senkt.
Die Behandlung, die in der Regel für eine Dauer von fünf Jahren empfohlen wird, senkt das Rezidivrisiko um etwa 40 Prozent.11
Wie wirkt die Antihormontherapie?: (12)
Hormonabhängiger Brustkrebs benötigt das Hormon Östrogen, um zu wachsen. Dieses Hormon bindet an spezielle „Andockstellen“ (Rezeptoren) auf den Tumorzellen und regt sie dadurch zum Wachstum an. Die Antihormontherapie setzt genau an diesem Punkt an: Sie unterbricht die Wirkung des Östrogens, sodass das Wachstum der Tumorzellen gestoppt wird.
Die Antihormontherapie funktioniert auf zwei Hauptwegen:
- Blockade der Hormonwirkung: hier wird die Bindung von Östrogen an die Tumorzellen verhindert. Ohne diese Bindung erhalten die Krebszellen kein Signal, um weiter zu wachsen.
- Reduktion der Hormonproduktion: Eine andere Möglichkeit ist, die Menge des Östrogens im Körper zu reduzieren. Bei Frauen vor den Wechseljahren wird Östrogen hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet, während es nach den Wechseljahren vor allem an anderen Stellen im Körper produziert wird. (z.B. Fettgewebe, Muskulatur, Nebennieren).
Je nach Situation wird die Östrogenproduktion in diesen Geweben gezielt reduziert:
- Vor den Wechseljahren: Die Funktion der Eierstöcke wird medikamentös vorübergehend „ausgeschaltet“. So wird der Hauptproduktionsort des Östrogens blockiert.
- Nach den Wechseljahren: Hier kommen Medikamente zum Einsatz, die verhindern, dass Östrogen in Fettgewebe, Muskulatur oder anderen Geweben produziert wird.
Für wen ist die Antihormontherapie geeignet?
Die Antihormontherapie ist für alle Frauen mit einem hormonabhängigen Brustkrebs geeignet – unabhängig davon, ob sie sich vor oder nach den Wechseljahren befinden. Welche Therapie für Sie in Frage kommt, entscheidet Ihr Arzt anhand Ihres individuellen Rückfallrisikos.7
Wie können moderne Therapien das Rückfallrisiko weiter senken?
Für Patientinnen mit einem erhöhten Rückfallrisiko stehen neben der Antihormontherapie neue Ansätze zur Verfügung, die gezielt an den biologischen Schwachstellen von Tumorzellen ansetzen und deren Wachstum effektiv bremsen können.
Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren:8
CDK4/6-Inhibitoren zielen darauf ab, das Wachstum von Krebszellen zu verlangsamen, indem sie die Aktivität dieser Enzyme hemmen. Sie haben aber keinen Einfluss auf das Östrogen bedingte Wachstum der Tumorzellen und müssen somit in Kombination mit einer Antihormontherapie verabreicht werden.
Wie wirken CDK4/6-Inhibitoren?8,13
CDK4/6-Inhibitoren sind zielgerichtete Medikamente, die in den Zellteilungsprozess eingreifen. Um zu verstehen, wie sie wirken, ist es wichtig, ihre Zielstruktur zu kennen:
Die Rolle von CDK4 und CDK6:
Cyclin-abhängige Kinasen (CDK) sind Enzyme, die eine zentrale Rolle im Zellzyklus spielen. Insbesondere CDK4 und CDK6 sorgen gemeinsam mit einem Protein namens Cyclin D dafür, dass sich Zellen teilen und vermehren können. Diese Mechanismen sind in gesunden Zellen streng kontrolliert. In Krebszellen ist dieses System jedoch oft überaktiv, was zu einem unkontrollierten Zellwachstum führt.
CDK4/6-Inhibitoren blockieren gezielt die Funktion der CDK4- und CDK6-Enzyme. Dadurch bleibt der Zellzyklus in einer frühen Phase (G1-Phase) „stecken“ und die Tumorzellen können sich nicht weiter teilen. Gleichzeitig wird der Tumor empfindlicher gegenüber der Antihormontherapie, wodurch die beiden Ansätze sich gegenseitig verstärken.
Wie wird entschieden, welche Therapie für Sie infrage kommt?
Die Behandlung von Brustkrebs ist komplex und erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, deshalb ist es wichtig im Falle einer Erkrankung in einem zertifizierten Brustzentrum vorstellig zu werden.
Was bietet so ein Zentrum?14
- Interdisziplinäre Betreuung: Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen arbeiten eng zusammen, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.
- Zugang zu neuesten Therapieoptionen
Die Nachsorge ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung. Sie kann Rückfälle zwar nicht verhindern, ermöglicht jedoch ihre frühzeitige Erkennung und verbessert so die Therapieoptionen. Die Nachsorge findet beim niedergelassenen Gynäkologen statt. Mittlerweile gibt es sehr viele, auf Brustkrebs spezialisierte, Gynäkologen.
Die Behandlung von Brustkrebs endet nicht mit der Primärtherapie. Moderne Nachsorge, spezialisierte Zentren und ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Arzt sind entscheidend, um das Rückfallrisiko zu minimieren und Ihre Lebensqualität langfristig zu sichern. Das Rückfallrisiko kann laut Studien bis zu 20 Jahren bestehen.15
Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Arzt über Ihre individuellen Optionen!
Referenzen
- Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2023.
- Statistik Austria. Krebserkrankungen in Österreich. (2022).
- Tumorbiologie: Molekulare Charakterisierung des Brusttumors unter Tumorbiologie bei Brustkrebs letzter Zugriff 06.12.2024
- Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms - Kurzversion unter S3-Leitlinie Mammakarzinom letzter Zugriff 06.12.2024
- Nachsorge – Kontrolle ist besser unter Brustkrebs - Nachsorge letzter Zugriff 06.12.2024
- Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms – Langversion unter S3-Leitlinie Mammakarzinom letzter Zugriff 06.12.2024
- Brustkrebs Diagnose Operation Therapie Wiederaufbau Nachsorge (S58) und dann S66+S69 unter Brustkrebs_2023.pdf letzter Zugriff 06.12.2024
- Metastasierter Brustkrebs Diagnose Therapie Leben (S58) und dann S59 unter 2024080_Metastasierter_Brustkrebs web.pdf letzter Zugriff 06.12.2024
- Brustkrebs Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen (S80) unter AGO_Brustkrebs_2019.pdf letzter Zugriff 06.12.2024
- ESR1 im Mammakarzinom unter ESR1 letzter Zugriff 06.12.2024
- Brustkrebs: Fernmetastasen noch 15 Jahre nach Ende der Hormontherapie möglich unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/83370/Brustkrebs- Fernmetastasen-noch-15-Jahre-nach-Ende-der-Hormontherapie-moeglich letzter Zugriff 06.12.2024
- Antihormonelle Therapie bei Brustkrebs unter Hormontherapie bei Brustkrebs letzter Zugriff 06.12.2024
- CDK4/6-Hemmer bei frühem Brustkrebs unter CDK4/6-Hemmer bei frühem Brustkrebs | DKFZ - Krebsinformationsdienst letzter Zugriff 06.12.2024
- Zertifizierte Brustkrebszentren: Was Sie wissen sollten – eine Übersicht unter Zertifizierte Brustkrebszentren: Was Sie wissen sollten – eine Übersicht letzter Zugriff 06.12.2024
- Frühes Mammakarzinom: Patient:innen sind nicht ausreichend über das Rezidivrisiko aufgeklärt unter https://www.journalonko.de/news/lesen/ mammakarzinom-unzureichend-aufklaerung-rezidivrisiko letzter Zugriff 06.12.2024