ANATOMIE DER BRUSTERKRANKUNG
Etwa 5.600 Frauen in Österreich bekommen jedes Jahr die Diagnose Brustkrebs. Diese Mitteilung ist für jede Frau erst einmal mit Schrecken verbunden. Krebs! Wieso ich? Habe ich etwas falsch gemacht? Kann das geheilt werden? Wird mein Leben dadurch kürzer?
Vielleicht helfen Ihnen die „ersten Fragen“, zumindest einen Überblick über das Brustkrebsgeschehen zu bekommen. Detaillierte Informationen finden Sie dann zusätzlich in den einzelnen Themenbereichen.
ALLGEMEINE FRAGEN
WAS IST BRUSTKREBS?
Unter der Bezeichnung Brustkrebs werden bösartige (maligne) Tumoren der Brust zusammengefasst. Mediziner sprechen auch vom „Mammakarzinom“. Die bei Weitem häufigste Form des Brustkrebses, das duktale Mammakarzinom, entsteht in den Zellen der Milchgänge. Die zweithäufigste Form, das lobuläre Mammakarzinom, in den Drüsenläppchen.
WIE HÄUFIG KOMMT BRUSTKREBS IN ÖSTERREICH VOR?
In Österreich erkrankten jedes Jahr etwa 5.600 Frauen an Brustkrebs. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung der Frau. Auch Männer können Brustkrebs bekommen, allerdings sehr selten.
WELCHE RISIKOFAKTOREN GIBT ES?
Es gibt Faktoren, die die Entstehung und das Wachstum von Brustkrebs begünstigen. Dazu gehören:
- frühe erste Periode
- später Beginn der Wechseljahre
- Erstgeburt im Alter von über 30 Jahren
- Kinderlosigkeit
- Höheres Alter
- Hormontherapie mit Östrogenen und Gestagenen in und nach den Wechseljahren
- ein gehäuftes Auftreten von Brust- und/oder Eierstockkrebserkrankungen in der Familie
- Übergewicht
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Rauchen
- Diabetes Mellitus Typ II
WIE IST DIE PROGNOSE BEI BRUSTKREBS?
Die Zahl der Sterbefälle sinkt seit Mitte der 1990er Jahre deutlich, d. h. immer mehr Frauen, die an Brustkrebs erkranken, sterben nicht daran.
Doch ein Wiederauftreten der Erkrankung ist auch nach vielen Jahren noch möglich. Verbesserte Behandlungsmethoden haben auch in fortgeschrittenen Erkrankungsphasen zu erstaunlichen Therapieerfolgen geführt. Betroffene Frauen haben eine gute Chance, noch mehrere Jahre mit ihren Partnern, im Kreise ihrer Familie und in ihrem Beruf aktiv und mit einer guten Lebensqualität leben zu können.
WOVON HÄNGT DIE PROGNOSE AB?
Der Krankheitsverlauf und die Behandlungsaussichten bei Brustkrebs werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören u. a.:
- Tumorstadium, also Größe und Ausbreitung des Tumors bei der Diagnose
- Der Grad der Entartung der Krebszellen, d. h. wie stark weichen Tumorzellen von gesunden Brustzellen ab (Differenzierungsgrad)
- Die Lebensphase der Patientin (Alter, vor/nach den Wechseljahren)
- Weitere biologische Faktoren des Tumors, wie z. B. der Hormonrezeptorstatus
Im Einzelfall treffen zumeist verschiedene Einflussfaktoren aufeinander, die sich in ihrer Auswirkung auf die Prognose gegenseitig beeinflussen. Statistische Werte zur Prognose sind deshalb immer nur als eine grobe Orientierungshilfe zu verstehen.
FRAGEN ZUR DIAGNOSE
SOLLTE ICH ZUM ARZT GEHEN, WENN ICH VERÄNDERUNGEN IN MEINER BRUST BEMERKE?
Ja! Suchen Sie Ihre Gynäkologin bzw. Ihren Gynäkologen auf, wenn Sie bei der Selbstuntersuchung der Brust:
- eine knötchenartige Gewebeveränderung in der Brust fühlen oder
- sich Ihre Brust in Größe oder Form auffällig verändert hat oder
- Ihre Brustwarze nach innen eingezogen ist oder sich in der Färbung verändert hat.
Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt wird untersuchen, ob die Veränderung harmlos oder möglicherweise bösartig ist. Im Zweifelsfall werden weitergehende Untersuchungen eingeleitet.
WELCHE UNTERSUCHUNGEN SIND NOTWENDIG, UM BRUSTKREBS SICHER AUSSCHLIESSEN ZU KÖNNEN?
Zum einen werden Ihre persönliche und familiäre Krankengeschichte (Anamnese) erfragt und eine Tastuntersuchung durchgeführt. Zum anderen sind weitere Untersuchungen notwendig, um sicher zwischen gut- und bösartigen Veränderungen der Brust unterscheiden zu können. Angewandt werden meist
- Ultraschall (Sonographie)
- Röntgen der Brust (Mammografie)
- Bei Verdacht: Biopsie (Entnahme von Gewebe und anschließende mikroskopische Untersuchung)
KÖNNEN DURCH DIE BIOPSIE KREBSZELLEN IN DEN KÖRPER GESTREUT WERDEN?
Bei der Biopsie, die oft unter Ultraschall-, Röntgen- oder MRT-Kontrolle stattfindet, werden mithilfe einer Hohlnadel Zellen aus verdächtigen Herden entnommen und anschließend unter dem Mikroskop beurteilt. Nach derzeitigem Wissensstand ist eine Verschleppung von Krebszellen in den Körper durch diese Untersuchungsmethode nicht zu befürchten.
WELCHE ROLLE SPIELEN HEUTE TUMORMARKER?
Tumormarker sind Substanzen, die entweder in den Tumorzellen selbst gebildet oder aber vom gesunden Gewebe als Reaktion auf den Tumor freigesetzt werden. Die meisten Tumormarker werden im Blut gemessen, aber sie können auch im Urin, im Gewebe oder in Zellen bestimmt werden.
Tumormarker können aus unterschiedlichen Gründen erhöht sein wie z. B. durch andere, gutartige Erkrankungen. Eine Erhöhung dieser Werte alleine ist daher kein Beweis für die Diagnose oder das erneute Auftreten eines Tumors. Sie haben daher weniger Bedeutung für die Diagnose als vielmehr für die Beobachtung des Verlaufes der Krebserkrankung und des Erfolges einer Krebstherapie.
FRAGEN ZUR BEHANDLUNG
WIE WIRD BRUSTKREBS BEHANDELT?
Die Therapie richtet sich in erster Linie danach, ob der Brustkrebs örtlich begrenzt ist oder sich im Körper ausgebreitet hat. Daneben werden weitere Faktoren zur Therapieentscheidung herangezogen wie z. B. Brustkrebsart und Größe des Tumors, Rückfallrisiko, das Alter der Patientin und andere Faktoren. Die derzeitige Therapie stützt sich auf drei Säulen: Operation, Strahlentherapie und medikamentöse Therapien.
Tumoren, die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung noch nicht in andere Organe gestreut haben, lassen sich durch die Operation oftmals komplett entfernen. Dennoch bleibt ein Restrisiko, dass im Körper zirkulierende Krebszellen übrigbleiben. Deshalb schließt sich an die Operation in der Regel eine adjuvante (unterstützende) Behandlung mit Bestrahlung an, häufig ergänzt von einer medikamentösen Therapie.
Diese kann sein:
- Chemotherapie
- Antihormontherapie
- Zielgerichtete Therapie
Durch die adjuvante Therapie soll das Risiko für ein Wiederauftreten (Rezidiv) der Krankheit so weit wie möglich gesenkt werden.
FRAGEN ZU BERATUNGSMÖGLICHKEITEN
WO FINDE ICH ALS BETROFFENE RAT?
Bei einer schweren Erkrankung wie Brustkrebs kann neben der ärztlichen Betreuung der Austausch mit anderen betroffenen Frauen hilfreich sein. Das Wissen, dass andere das eigene Schicksal teilen, stärkt oft den eigenen Umgang mit der Krankheit. Möglich wird der Austausch z. B. in speziellen Internet-Foren und Selbsthilfegruppen. Hier können Patientinnen vom Wissen anderer profitieren und auch ihre eigenen Erfahrungen weitergeben. Mittlerweile gibt es in Deutschland zahlreiche Angebote zur Selbsthilfe bei Brustkrebs.
Referenzen
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
http://www.krebsinformationsdienst.de/themen/risiken/gutartige-brustveraenderungen.php (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
https://www.mamazone.de/brustkrebswissen/frueherkennung-diagnose/basiswissen-brustkrebs-1-1-1/#c9053 (zuletzt abgerufen am 15.06.2024)
http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/diagnostik.php (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
Krebs in Deutschland 2017/2018. 13. Ausgabe, Gemeinsame Publikation des Zentrums für Krebsregisterdaten und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
Die blauen Ratgeber, Wegweiser zu Sozialleistungen. Patientenbroschüre der Deutschen Krebshilfe, Stand 4/2020 (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
BRUSTKREBS – Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen 2020, herausgegeben von Wolfgang Janni und Volkmar Müller im Namen der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V. (AGO) für Patientinnen, Patienten, Angehörige und Interessierte (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Biopsie. (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) E.V. Für Patienten: Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium: Metastasierter Brustkrebs. Stand: 15.04.2023. (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)https://www.ago-online.de/fuer-patienten
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) E.V. Für Patienten: Brustkrebs im frühen Stadium. Stand: 15.04.2023. https://www.ago-online.de/fuer-patienten (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Nicht-uebertragbare-Krankheiten/Krebs/Brustkrebs-Fr%C3%BCherkennungsprogramm.html (zuletzt abgerufen am 29.04.2024)